It’s not a bad thing – it’s a good thing

Wie sehr „Schablone“ die Titelregentschaft des Hamburgerers war, lässt sich an vielen Faktoren ableiten – einer ist wieder einmal die Dauer, denn The Hurricane hielt den Gürtel mal wieder die obligatorischen zwei Monate, bis man sich dazu entschied, jemand anderen damit zu pushen. Dieser andere war wieder einmal ein ehemaliger Tag Team Wrestler, bei dem man es vorzog, ihn anstelle einer toll erzählten Storyline lieber über den Gewinn des European Titles zu pushen. Sein Name war Bradshaw. Es war der erste Versuch, das ehemalige APA-Mitglied im Singles-Bereich zu pushen und wie ernst man das Ganze meinte, sieht man dann ja letztlich an der Art und Weise, wie man ihm seinen Push verpasste. Zwar muss man das Vorhaben, Bradshaw zu pushen absolut loben, denn wenige Jahre später bewies er, dass dies absolut gerechtfertigt sein würde – wie so oft fällt auch dieser Run aber in die Kategorie „Idee gut, Umsetzung verbesserungswürdig“. Und mit „verbesserungswürdig“ meine ich „scheiße“. Schnell kam also das Ende von Bradshaw’s Zeit als European Champion und er gab den Gürtel bei einer Ausgabe von Smackdown an einen weiteren ehemaligen Tag Team Wrestler weiter. Nur aus Gründen der Vollständigkeit erwähne ich, dass das auch das Ende von Bradshaw’s Singles Run bedeutete und er sich schleunigst wieder mit Faarooq versöhnte. Captain Charisma – das war der Mann, der Bradshaw in der Rolle des European Champions beerben sollte. Und auch hier zeigte man bei der Auswahl der „zu pushenden“ Männer wieder einmal absolutes Geschick, denn auch Christian rechtfertigte das Vertrauen wenige Jahre später in vollem Umfang.

Genau, wenige Jahre später – denn bei World Wrestling Entertainment blieb es bei diesen kleinen Gastspielen, die vermuten ließen, dass man sein Potential endlich erkannt hatte. Es war der erste November und damit war es nun auch schon auf den Tag genau ganze sieben Monate her, dass man den Gürtel bei einem Pay-Per-View wechseln ließ. Christian eröffnete seinen einzigen Run als Europameister bei Smackdown und dort endete er Ende Januar auch wieder. Im Gegensatz zu seinem Titelgewinn, der nie im TV ausgestrahlt wurde, schaffte es seine Niederlage gegen Diamond Dallas Page hingegen sehr wohl bis zur Ausstrahlung. Vom Dark Match zu einem TV Match – man näherte sich wieder dem PPV-Main Event. Mit kleinen Schritten, aber man näherte sich. Diamond Dallas Page. Puh, das hat damals echt gesessen. Er kam mit einem riesigen „Bamm“ in die Liga und wurde Teil einer großartigen Storyline mit dem Undertaker. Im Anschluss wurde er zur Schlüsselfigur der Invasion-Storyline und führte sein WCW-Roster als ehemaliger World Heavyweight Champion gemeinsam mit Booker T. an. DDP war ein Main Eventer – und was machte WWE mit ihm? Sie machten ihn zum European Champion. Genauso könnte man Herbert Grönemeyer in eine Popstars-Band stecken oder Tom Hanks eine Hauptrolle in Scary Movie 5 verpassen. Popstars-Gewinner, Hauptrolle in einem Hollywood-Movie, WWE European Championship – alles Dinge, die für 99% der Menschen dieser Welt die Erfüllung eines einmaligen Traumes und das Größte, was sie wohl jemals in ihrem Leben erreicht haben sein würden. Herbert Grönemeyer, Tom Hanks und Diamond Dallas Page zählen zu den verbleibenden 1% der Menschen, für die es eine Beleidigung ihrer Fähigkeiten und Karrieren ist, auf diese Art und Weise ausgezeichnet zu werden.

Aber hey, wie sagte der optimistische DDP damals nicht immer, wenn etwas unheimlich doof aussah: „It’s not a bad thing – it’s a good thing!“. Auweia.  

Page behielt den Gürtel – natürlich – ungefähr zwei Monate. Unter anderem gönnte man ihm noch einen Auftritt bei WrestleMania, bei dem er seinen Vorgänger bezwingen durfte. Nur wenige Tage nach der größten Show des Jahres 2002 bereitete man der Demütigung ein Ende und verhalf William Regal bei der Smackdown-Ausgabe nach WrestleMania zu seinem mittlerweile dritten Titelgewinn. Diamond Dallas Page hingegen tat das einzig richtige – er flüchtete in eine Verletzung und gab schließlich seinen Rücktritt vom Wrestling bekannt, der schließlich ganze zwei Jahre lang anhielt. Zumindest ward er bei World Wrestling Entertainment seither nie mehr gesehen und es wird als letzte Amtstat in die Geschichtsbücher eingehen, dass er Hardcore Holly nach seinem letzten WWE-Match beinahe das Genick gebrochen hätte.

Der Gürtel war nun also wieder bei William Regal und die Welt schien wieder in Ordnung. Er gewann den Titel bei Smackdown, über ein Jahr nachdem er das Gold zum letzten Mal verlor. Vorerst sollte dieser erfolgreiche Auftritt bei Smackdown aber auch sein letzter sein. Schließlich war der darauffolgende Montag ein historischer, denn die Brand Extension begann. Regal wurde samt seinem Gürtel zu Ric Flair’s RAW getradet und sollte den Gürtel fortan nur noch zwischen den roten Seilen verteidigen.


Das ist vielleicht Deine Meinung, Mann!